Worin besteht die „digitale Spaltung“?

Als digitale Spaltung wird das Phänomen bezeichnet, dass Teile der Gesellschaft die Chancen neuer Technologien für sich zu nutzen wissen, während andere Teile der Gesellschaft von diesen Möglichkeiten ausgeschlossen sind. Jakob Nielsen unterscheidet in diesem Zusammenhang drei verschiedene Aspekte der digitalen Spaltung: Ökonomische, Usability- und Empowerment-Spaltung.

Der Begriff der „digitalen Spaltung“ bezeichnet das Phänomen, dass bestimmte Teile der Bevölkerung bessere Chancen haben, von den neuen Technologien zu profitieren als anderen Teile der Gesellschaft. Jakob Nielsen sieht in diesem Zusammenhang drei verschiedene Aspekte der digitalen Spaltung: Eine ökonomische Spaltung, eine Usability-Spaltung und eine Empowerment-Spaltung.

Ökonomische Spaltung

Die digitale Spaltung manifestiert sich ökonomisch in der Tatsache, dass manche Personen sich keinen Computer leisten können. In Gegenden wie Nordamerika, Europa, Australien und den entwickelten Staaten Asiens werden Computer in Zukunft aber immer günstiger werden. Aus diesem Grund wird die ökonomische Spaltung in diesen Ländern laut Nielsen in Zukunft eine immer geringere Rolle spielen.

Usability-Spaltung

Viel gravierender als die ökonomische Spaltung sei die Tatsache, dass Technologien heute so kompliziert sind, dass viele Menschen keine Computer nutzen könnten, auch wenn sie ihn umsonst bekämen. Andere Menschen können einen Computer zwar ansatzweise nutzen, erreichen aber auf Grund der Kompliziertheit nicht den vollen möglichen Nutzen. Beispielsweise verfügt ein Großteil der Bevölkerung über nur geringe Lesefähigkeiten. Bisher folgen aber sehr wenige Webseiten den Richtlinien, wie man für Leser mit geringen Lesefähigkeiten schreibt. Sogar Regierungsseiten, die sich an ärmere Menschen richten, sind häufig auf dem Niveau von Hochschulabsolventen geschrieben.

Jakob Nielsen sieht nur wenige Fortschritte beim Schließen der Usability-Spaltung. Die Usability verbessere sich für die Benutzer aus höheren Bildungsschichten Für diese Benutzergruppe werden Webseiten immer einfacher nutzbar. Aber für die vielen Benutzer mit geringeren Lesefähigkeiten gäbe es wenige Verbesserungen hinsichtlich der Usability, obwohl das Wissen für eine Steigerung der Usability für diesen Personenkreis vorhanden sei.

Empowerment-Spaltung

Unter Empowerment (dt. Bevollmächtigung) versteht man die Selbstbestimmung von Personen in Bezug auf ihre eigenen Belange. Maßnahmen für Empowerment wollen Menschen darin unterstützen, ihre Gestaltungsspielräume und Ressourcen eigenmächtig wahrzunehmen. Die Empowerment-Spaltung stellt nach Ansicht von Nielsen die schwierigste Hürde bei der Überwindung der digitalen Spaltung dar. Auch wenn Computer und das Internet außerordentlich einfach zu nutzen wären, würden nicht alle Menschen partizipieren und von den Möglichkeiten dieser Technologien Gebrauch machen.

Das Internet kann einen Beitrag zur Selbstbestimmung von Menschen leisten, in dem es Leuten dabei hilft, gute Geschäfte zu machen, günstige Anbieter zu finden und ihre Finanzen zu kontrollieren. Auf der anderen Seite fehlen vielen Benutzern Initiative und Fähigkeiten, um ihre Angelegenheiten eigenständig zu regeln. Sie geben sich häufig mit den Ratschlägen anderer Personen zufrieden, anstatt für sich selbst das Geeignete auszuwählen. Dieser Personenkreis läuft Gefahr im Internet getäuscht und über den Tisch gezogen zu werden.

Fazit

Insgesamt zeigt sich Jakob Nielsen sehr optimistisch in Bezug auf die ökonomische Spaltung, welche seiner Ansicht nach in den industrialisierten Ländern schnell verschwinden wird. Es werde länger dauern, die Usability-Spaltung zu schließen. Aber letztendlich glaubt Nielsen daran, dass diese Spaltung überwunden werden kann. Es bedürfte lediglich einer Entscheidung dafür. Pessimistisch ist Jakob Nielsen hingegen in Bezug auf die Empowerment-Spaltung, welche sich aus seiner Sicht in Zukunft weiter vergrößern werde.

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung der Kolumne von Jakob Nielsen.

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