Die Zusammenarbeit von Mensch und Künstlicher Intelligenz (KI) birgt großes Potenzial, stellt jedoch hohe Anforderungen an Usability-Engineering und nutzerzentrierte Gestaltung. Damit GenAI-Systeme (Generative AI) effektiv, effizient und zufriedenstellend genutzt werden können, müssen sie gezielt an den Nutzungskontext angepasst und menschzentriert gestaltet werden. Die ISO 9241-Normenreihe liefert dafür entscheidende Leitlinien.
Herausforderungen und Lösungsansätze aus dem Usability-Engineering
Anfälligkeit und Wahrnehmungseinschränkungen der KI
GenAI-Systeme funktionieren oft nur in eng definierten Bereichen und sind anfällig für Verzerrungen durch abweichende oder manipulative Daten. Dies kann dazu führen, dass Nutzende zusätzliche Korrektur- und Kontrollaufgaben übernehmen müssen, was die Effizienz der Zusammenarbeit beeinträchtigt. Usability-Engineering setzt hier an, indem es Methoden zur robusten Gestaltung von Mensch-KI-Interaktionen entwickelt und gezielte Kontextszenarien für praxisnahe Tests erstellt.
Erklärbarkeit und Transparenz
Ein zentrales Problem von KI-Systemen ist die mangelnde Transparenz ihrer Entscheidungsprozesse. Um Vertrauen in GenAI zu schaffen, sind erklärbare und nachvollziehbare Modelle erforderlich. Durch nutzungszentrierte Gestaltung nach ISO 9241 kann sichergestellt werden, dass Erklärungen an den Informationsbedarf der Nutzenden angepasst und intuitiv verständlich dargestellt werden.
Vertrauensaufbau und Kontrolle
Nutzer müssen darauf vertrauen können, dass eine KI sicher und verlässlich agiert. Gleichzeitig ist es essenziell, Mechanismen zu schaffen, die eine angemessene Kontrolle ermöglichen. Dies kann durch adaptive Interaktionsdesigns und Feedbackschleifen erfolgen, die den Menschen in die Lage versetzen, bei Fehlentscheidungen schnell einzugreifen.
Effektive Kommunikation und Nutzerführung
Mensch-KI-Teams müssen effizient kommunizieren können. Besonders in komplexen Arbeitsumfeldern ist es entscheidend, dass KI-Systeme eine verständliche und konsistente Terminologie verwenden. Die ISO 9241 betont, dass Interaktionsdesigns an den sprachlichen und mentalen Modellen der Nutzenden ausgerichtet sein sollten.
Sicherheit und Robustheit
KI-Systeme sind anfällig für Manipulationen, sogenannte adversariale Angriffe, die Fehlfunktionen hervorrufen können. Sicherheitsmechanismen, die menschzentriert konzipiert sind, können dazu beitragen, solche Schwachstellen zu minimieren und eine widerstandsfähige KI-Integration zu gewährleisten.
Usability-Methoden für GenAI
Die normbasierten Usability-Engineering-Methoden bieten konkrete Ansätze, um GenAI-Lösungen gezielt an den Nutzungskontext anzupassen:
- Kontextszenarien helfen dabei, die informelle Aufgabenerledigung zu erfassen und sicherzustellen, dass GenAI-Systeme tatsächlich unterstützend wirken.
- Usability-Inspektionen stellen sicher, dass Nutzeranforderungen systematisch erfüllt und unnötige Interaktionshürden reduziert werden.
- Iterative Tests mit realen Nutzenden ermöglichen es, Fehlnutzungen frühzeitig zu erkennen und adaptive Systeme zu gestalten, die sich dynamisch an die Bedürfnisse der Nutzenden anpassen.
Fazit: GenAI nachhaltig gestalten
Die Integration von GenAI in den Arbeitsalltag ist ein vielversprechender Schritt, erfordert jedoch eine systematische Anpassung an den Nutzungskontext. Unternehmen sollten sich an den Usability-Engineering-Methoden der ISO 9241 orientieren, um sicherzustellen, dass GenAI-Technologien nicht nur technisch leistungsfähig, sondern auch praktisch nutzbar sind. So kann sichergestellt werden, dass GenAI-Systeme langfristig akzeptiert werden und die Effizienz und Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern.
Quellen:
Der Blogartikel greift Inhalte des Artikels „Generative Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt: Potenziale nutzen, Stolpersteine vermeiden“ aus WERKWANDEL 01_2025 auf. Veröffentlicht im Arbeitsweltmagazin, Schwerpunktausgabe Künstliche Intelligenz. Verfügbar unter: https://magazin.werkwandel.de/werkwandel-01-2025/69938305.